Investieren oder Spekulieren

Wesentliche Unterschiede im Vergleich

In einer Angelegenheit sind sich der Investor und der Spekulant sehr ähnlich. Beide Parteien verfolgen das Ziel Kapital zu vermehren. (In bestimmten Zeiten kann der Investor allerdings noch das Ziel des Werterhalts verfolgen) Wie nach Rom, führen viele Wege zum Ziel und genau hier werden die Unterschiede zwischen dem Investor und dem Spekulanten deutlich.

Oftmals sind Menschen der Meinung eine gute Investition getätigt zu haben, obwohl vielleicht sogar eine riskante Anlage und somit eine Spekulation vorliegt. Leider werden in der Literatur die Handlungen des Investors und Spekulanten häufig in Zusammenhang gebracht und vermischt. 

Im ersten Schritt ist es daher wichtig den Unterschied zwischen Investieren und Spekulieren zu kennen. Das Spekulieren ist nicht implizit das Gegenteil vom Investieren, wie z.B. arm und reich oder groß und klein. In beiden Charakteren ist die Absicht der „Investition“ die Vermehrung vom eingesetzten Kapital. Die Investitionsparameter sind allerdings verschieden. Aus diesem Grunde kann das Spekulieren bei einigen Parametern teils schon als gegenteiliges Verhalten vom Investieren interpretiert werden.

Eine kurze stichpunktartige Gegenüberstellung beider Charaktere soll Klarheit über die wichtigsten Fakten bringen und die Unterschiede verdeutlichen.

Eingenschaft (Parameter) Investor Spekulant
Investitionsdauer Langfristig Kurzfristig
Einsatz Niedrig bis Hoch Hoch
Risiko Gering bis Mittel Mittel bis Hoch
Rendite Mittel bis Hoch Niedrig bis Hoch
Transaktionen Wenige Viele

Der Spekulant ist auf kurzfristige „Investitionen“ spezialisiert, bei denen bereits kleine Kursveränderungen für große Gewinne bzw. Verluste entscheiden. Dies ist nur mit hohen bzw. gehebelten Einsätzen, abhängig von der Anlageklasse, möglich. Dadurch ergibt sich für den Spekulanten ein sehr hohes Risiko, welches zu einem zu enormen Gewinnen, als auch zu sehr hohen Verlusten bzw. einem Totalverlust führen kann. Während der Investor eine Investition tätigt und über viele Jahre hält, sind es beim Spekulanten oftmals nur wenige Tage, Stunden teils sogar nur Sekunden, bis eine Anlage wieder veräußert wird. Dadurch, dass der Spekulant in Masse handelt, entstehen im Vergleich zum Investor zusätzliche Transaktionskosten, die sich bei vielen Transaktionen schon auf eine hohe Summe addieren.

Die beiden Charaktertypen Investor und Spekulant beschreiben jeweils nur das Extrem. Eine genaue Definition zwischen den beiden Typen ist nicht nur schwer möglich, da der Interpretationsraum zu groß und die jeweiligen Meinungen zu unterschiedlich sind und es keine amtliche Definition gibt. Irgendwo zwischen den beiden Extremen finden sich je nach Ausrichtung der Trader, Daytrader, der Börsianer und der normale Anleger wieder. Ebenso müssen Investoren und Spekulanten nicht immer genau das Extrem darstellen und können leicht davon abweichen. Die Grundparameter stimmen in den meisten Fällen jedoch überein.

Der Spekulant ist überwiegend in Finanzinstrumenten wie z.B. Aktien, Futures, Zertifikaten oder auch Währungen aktiv. Gefolgt von Immobilien und Grund und Boden. Andere Anlageformen sind beim Spekulanten eher selten anzutreffen. Beim Investor ist dies ähnlich, allerdings ist der Investor etwas breitgefächerter angelehnt, wenn er speziell in Nischen aktiv ist.

Anhand der kurzen Fakten können Sie sich sicherlich gut vorstellen, wie ungemütlich der Job des Spekulanten sein muss, der mit Finanzinstrumenten arbeitet. Sie sitzen permanent vor einen oder mehreren Monitoren vor Ihren Zahlen. Wenn die Zahlen in die richtige Richtung laufen, geht es Ihnen gut. Sie werden dennoch permanent vor dem Problem stehen, zu verkaufen oder Gewinne weiterlaufen zu lassen. Nicht selten, drehen die Kurse dann in die andere Richtung und erreichen die Verlustzone. Es beginnt eine neue Stressphase. Sie ärgern sich und gehen dadurch vielleicht noch mehr Risiko ein. Pausen sind nicht möglich, da diese Ihre Kurse nicht im Blick haben. Sie haben jeden Tag enormen stress, jeden Tag aufs Neue. Wollen Sie sich das wirklich antun? Professionelle Spekulanten sind dem Stress natürlich gewöhnt und haben keine Probleme Verluste zu realisieren. Gefühle sind nicht im Spiel. Oftmals sind hier auch Computerprogramme im Einsatz, die ohne Emotionen automatisch handeln. 

Stellen Sie sich in der Theorie einen Aktienchart mit Aufwärtstrend und diversen Schwankungen vor. Dividenden und Transaktionskosten jetzt mal außenvorgelassen. Der Profit vom Investor ist quasi die Differenz zwischen Ankauf und Verkauf. Beim Spekulanten könnte man davon ausgehen, dass er viele der Schwankungen ausnutzt und dadurch einen höheren Profit erwirtschaftet, als der Investor. Glauben Sie mir, diese Vorstellung ist nur Theorie und könnte auch nur theoretisch klappen. Das funktioniert nicht auf Dauer. Demnach müsste der Spekulant in den meisten Fällen richtig liegen, um wirklich einen höheren Profit zu erzielen.

Der Investor tätigt seine Investition und hat seine Ruhe. Er kann seine Freizeit genießen, tun und lassen was er will, da die (passive) Einnahmen durch Investments erzielt werden. Sicherlich muss er auch hin und wieder seine Investition überprüfen, ob diese aus aktueller Sicht noch attraktiv ist. Diese Aufgabe ist jedoch weder mit Stress noch mit großen Zeitaufwand verbunden. Es reicht vollkommen sich im Monat einige Stunden mit Ihren Investition zu beschäftigen bzw. besser die Nachrichten verfolgen, was so in der Welt passiert. Der Investor kann im Gegensatz zum Spekulanten Nachts sorgenfrei schlafen und hat viel mehr Zeit zur Verfügung.

Wie Sie sehen hat das Investor-sein seine Vorzüge. Der Investor weiß diese Lebenseinstellung zu schätzen. Das ist eines der Gefühle, welches der Investor im laufe der Zeit entwickelt. Ein Gefühl der Freiheit.